Welpen kommen nicht mit einem ausgereiften Körpergefühl zur Welt.
Von der Geburt bis ins Alter: Warum Sensorik und Propriozeption so wichtig sind.
Leider begegnen mir viele Hunde, die nicht wissen, dass sie Hinterbeine haben – was meistens durch den Hundehalter bestätigt wird.
Mit einer frühen Förderung des Körpergefühls im Welpenalter wird diese Körperwahrnehmung – wie auch die Muskulatur – trainiert. Mit altersgerechten Reizen und koordinativen Übungen werden die Vernetzungen im Nervensystem gestärkt.
Fällt diese Förderung weg, kann ein fehlendes Körpergefühl die Grundlage für spätere Fehlbelastungen, Gelenkprobleme oder unsaubere Bewegungen werden.
Ein gutes Beispiel für ein fehlendes Körpergefühl in der Hinterhand zeigt sich beim Rückwärtsgehen. Da höre ich oft den Satz:
„Mein Hund geht nicht gern rückwärts.“
Rückwärtsgehen verlangt präzise Koordination und aktive Kontrolle. Wenn diese fehlt, meidet der Hund diese Bewegung – unbewusst, aber sehr deutlich. Nicht, weil er es nicht will, sondern weil er es nicht kann.
Dieses Meiden ist immer ein Hinweis auf Asymmetrien, neuromuskuläre Defizite und mangelnde Rumpfstabilität.
Für eine stabile Hinterhand braucht es eine starke Rumpfmuskulatur. Diese beiden Muskelketten sind eng miteinander verbunden und abhängig von der Stärke des jeweils anderen.
Der Bewegungsapparat funktioniert nie isoliert: Instabilität im Rücken und Bauch führt meist zu Veränderungen im Bewegungsmuster, die sich in der Hinterhand fortsetzen – und umgekehrt.
Wenn die Wirbelsäule nicht stabil geführt wird, leidet die Koordination, die Kraftübertragung und letztlich auch die Belastbarkeit der Hinterhand.
Was leider oft übersehen wird: Eine sichtbare Schwäche der Hinterhand ist oft nicht die Ursache, sondern die Folge einer schlechten Rumpfstabilität.
Darum sind gezielte funktionelle Reize von klein auf so wichtig:
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gezielte Stellungskontrolle
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Untergründe mit Instabilität
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Balancetraining
 
Zu Beginn spielerisch – und mit zunehmendem Alter des Hundes immer präziser trainiert.
Doch was sind Sensorik und Propriozeption eigentlich?
Sensorik ist ein Oberbegriff für die Aufnahme und Verarbeitung von Informationen aus der Umwelt und dem Körperinneren, während sich Propriozeption speziell auf die Wahrnehmung von Körperposition, Bewegung und Kraft bezieht – also auf die Eigenwahrnehmung des Körpers.
Propriozeption ist somit ein Teilbereich der Sensorik.
Sensorik:
Bezeichnet die Gesamtheit der Sinneswahrnehmungen, die uns Informationen über die äußere und innere Umgebung liefern.
Dazu gehören: Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Tasten, Temperatur- und Schmerzempfindung sowie die Tiefensensibilität (Propriozeption).
Propriozeption:
Ist ein Teil der Tiefensensibilität und wird auch als „sechster Sinn“ bezeichnet.
Sie ermöglicht uns, die Position und Bewegung unseres Körpers im Raum sowie die Stellung unserer Gliedmaßen zueinander zu spüren – ohne hinzusehen.
Propriozeption ist entscheidend für unsere Fähigkeit, Bewegungen präzise zu koordinieren und das Gleichgewicht zu halten.
Unterschiede:
Während die Sensorik ein breites Spektrum an Sinneswahrnehmungen umfasst, bezieht sich Propriozeption speziell auf die Wahrnehmung der eigenen Körperbewegung und -position.
Propriozeption ist dabei eng mit anderen Sinneswahrnehmungen – wie der visuellen Wahrnehmung – verknüpft, um eine umfassende räumliche Orientierung zu ermöglichen.
Zwei Beispiele:
Sensorik:
Ein Beispiel für Sensorik wäre das Sehen eines Bildes (visuelle Wahrnehmung) oder das Hören eines Geräusches (auditive Wahrnehmung).
Propriozeption:
Ein Beispiel für Propriozeption wäre das Spüren, ob man auf einem Bein steht oder die Hand über dem Kopf hat – ohne hinzusehen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Propriozeption ein spezialisierter Teil der Sensorik ist, der sich auf die Wahrnehmung der eigenen Körperbewegung und -position konzentriert.
Diese Informationen werden im Nervensystem verarbeitet und beeinflussen direkt jede Bewegung.
Barbara Riner
Dipl. Hundephysiotherapeutin CCPT, Dipl. Hundefitnesstrainerin CCFT, Med. Masseurin EFA